Ich sitze hier, Tränen rinnen leise über mein Gesicht, und stelle mir die Frage, die mich in letzter Zeit verfolgt: Wer bin ich?
Wer bin ich in diesem Land, das nicht mein Land ist? An einem Ort, an dem ich das Gefühl habe, dass mir das Wesentliche dessen, was ich bin, genommen wurde. Die Stille um mich herum verstärkt nur den Lärm in meinem Kopf, die Fragen, die Zweifel.
Ich war schon immer kreativ. In meiner Heimat blühte dieser Teil von mir auf. Ich konnte mir in einem Augenblick eine Idee ausdenken, und noch bevor der Gedanke sich setzen konnte, war ich schon dabei, etwas zu planen, vorzuschlagen, aus dem Nichts etwas aufzubauen. Ich hatte keine Angst davor, Ideen nachzujagen, laut zu träumen, alles auf eine Karte zu setzen.
Aber hier? Hier fühlt es sich an, als wäre meine Kreativität erstickt worden, als wäre ich von Umständen, die ich nicht kontrollieren kann, in eine Ecke gedrängt worden. Die Sprache, das System, die schiere Fremdheit von allem; es ist wie ein Käfig, und ich hämmere gegen die Gitterstäbe, um mich daran zu erinnern, wer ich bin.
Zu Hause war ich so lebendig. Ich war voller Energie und Ideen. Ich habe alles getan, um zu wachsen, zu verdienen, zu erschaffen. Ich führte mein Geschäft, ging mit Freunden aus und genoss die Freude der Menschen und Orte um mich herum. Ich war eine Mutter, die für ihre Kinder sorgte, eine Frau, die keine Angst hatte, mutig zu leben.
Jetzt schaue ich mich an und erkenne kaum wieder, wer ich geworden bin. Ich fühle mich festgefahren, niedergedrückt von diesem anderen Leben. Die Person, die früher Freude und Sinn ausstrahlte, sitzt jetzt hier, verloren. Der Funke, der früher jede meiner Bewegungen erhellte, fühlt sich schwach an, wie eine Kerze, die im Wind flackert.
Und so frage ich mich erneut: Wer bin ich? Bin ich immer noch diese lebendige, kreative Person? Oder bin ich jemand anderes geworden, jemand, den ich noch nicht verstehe?
Migration verändert dich. Sie zwingt dich, dich mit Teilen deiner selbst auseinanderzusetzen, von denen du nie gedacht hättest, dass du sie in Frage stellen würdest. Sie entblößt dich und überlässt es dir, herauszufinden, wer du in einer Welt bist, die dich noch nicht kennt. Und an Tagen wie diesen, an denen ich die Last von allem spüre, frage ich mich, ob ich mich jemals wieder ganz finden werde.
Gerade als ich tiefer in meine Gedanken versinke, halte ich inne, schaue auf und sehe sie mir gegenüber sitzen. Sie erzählt mir diese Geschichte … ihre Geschichte. Ihre Tränen, ihre Fragen, ihre Zweifel. Und während ich ihr zuhöre, merke ich, dass mir ihre Worte so vertraut vorkommen, als spräche sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für mich.
Vielleicht ist das die Sache mit der Migration … Es ist nicht nur eine persönliche Reise, sondern eine gemeinsame. Eine universelle Frage, die wir alle auf unsere eigene Weise zu beantworten versuchen: Wer bin ich jetzt?